Eltern heute: Selbstbestimmung statt Gehorsam, Beziehung statt Leistungsdruck ChatGPT fragen

By Nima

 

Neue Werte in der Erziehung: Nähe, Verantwortung und Selbstbestimmung prägen das Familienleben

Karriereziele rücken in den Hintergrund, während persönliche Beziehungen und Verantwortungsbewusstsein im Familienalltag an Bedeutung gewinnen. Das verdeutlicht die aktuelle, repräsentative Studie „Familie und Erziehung 2025“ der Pronova BKK, für die 2.000 Mütter und Väter befragt wurden.

Während in früheren Generationen Gehorsam als zentraler Erziehungswert galt, setzen Eltern heute verstärkt auf individuelle Entfaltung. Eigenschaften wie Verantwortungsgefühl (48 %), Hilfsbereitschaft (47 %) und Höflichkeit (47 %) zählen zu den vorrangigen Zielen, die sie ihren Kindern mitgeben möchten. Auch Lebensfreude ist vielen wichtig – über ein Drittel der Eltern misst dem einen hohen Stellenwert bei. Ehrgeiz (22 %) und beruflicher Erfolg (19 %) spielen hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Ein hoher sozialer Status ist für lediglich sieben Prozent von Bedeutung.

Laut Einschätzung der Familienpsychologin Nina Grimm hängt dieser Wertewandel auch mit den Erfahrungen der heutigen Elterngeneration zusammen: Viele seien in einem Umfeld aufgewachsen, in dem Anerkennung stark mit Leistung verknüpft war. Daraus habe sich bei zahlreichen jungen Eltern das Bedürfnis entwickelt, den eigenen Kindern eine emotional erfülltere Kindheit zu ermöglichen – mit stärkerem Fokus auf zwischenmenschliche Nähe und Freude am Leben statt auf Leistungsdruck.

Die Abkehr von klassischen Erziehungsvorstellungen zeigt sich auch in der Rückschau: Zwei Drittel der Befragten berichten, in ihrer Kindheit seien vor allem Gehorsam und gutes Benehmen gefordert worden. Heute jedoch halten nur noch elf Prozent Gehorsam für zeitgemäß. Stattdessen wünschen sich knapp die Hälfte der Väter (46 %) und mehr als die Hälfte der Mütter (51 %) für ihre Kinder mehr Selbstbestimmung, also Unabhängigkeit, Neugier und Freiheit. Gleichzeitig geben nur rund 33 Prozent an, in ihrer eigenen Kindheit sei ihnen Lebensgenuss vorgelebt worden – heute ist genau das eines der erklärten Erziehungsziele.

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Gemeinschaftsorientierte Werte geben Orientierung

Dieser Wandel in der Erziehung erfolgt nicht zufällig. Viele Eltern möchten ihren Kindern in einer als instabil empfundenen Welt Werte vermitteln, die das Zusammenleben stärken. Dazu zählen Verantwortung, Hilfsbereitschaft und respektvoller Umgang – Eigenschaften, die nach Ansicht von Grimm entscheidend sind, um sich in sozialen Gruppen zurechtzufinden. In einer zunehmend individualisierten und digitalisierten Gesellschaft greifen Eltern bewusst auf bewährte Werte zurück, um ihren Kindern Sicherheit zu geben. Gleichzeitig weist Grimm darauf hin, dass der Bedeutungsverlust beruflicher Leistung langfristige Auswirkungen auf Wirtschaft und Arbeitswelt haben könnte.

Bewusste Elternschaft mit hoher Beteiligung

Ein weiteres zentrales Ergebnis der Studie: 90 Prozent der Eltern geben an, sich aktiv in die Erziehung ihrer Kinder einzubringen – ein spürbarer Anstieg im Vergleich zur Einschätzung des Engagements ihrer eigenen Eltern. Grimm zufolge treffen heutige Eltern die Entscheidung für ein Kind häufig sehr reflektiert, was wiederum die Bereitschaft zu aktiver Beteiligung erhöht. Auffällig ist dabei die ungleiche Verteilung der Aufgaben: 44 Prozent der Mütter übernehmen laut eigener Aussage mehr als drei Viertel der Erziehungs- und Betreuungsarbeit. Den Beitrag der Väter schätzen sie im Schnitt auf 56 Prozent.

Dieses hohe Maß an Engagement kann jedoch auch zu Überforderung führen. Grimm warnt davor, dass sich Eltern mit der Entwicklung ihrer Kinder stark identifizieren und dadurch in ein Übermaß an Kontrolle verfallen könnten. In solchen Fällen bleibe dem Kind weniger Raum für eigene Erfahrungen, während Eltern in eine Spirale der Selbstoptimierung geraten.

Im Alltag führe das häufig zu erhöhtem Druck. Wenn ein Kind in der Öffentlichkeit unangepasst reagiere oder unhöflich sei, empfänden viele Eltern das als persönliches Versagen. Dies erschwere es, gelassen zu bleiben und konstruktiv mit der Situation umzugehen.

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Weitere Informationen zur Studie „Familie und Erziehung 2025“ finden Sie unter:
www.pronovabkk.de/familienstudie

Zur Studie

Im März 2025 wurden im Rahmen der Studie „Familie und Erziehung 2025“ 2.000 Mütter und Väter ab 18 Jahren online befragt, die mit mindestens einem eigenen Kind unter 16 Jahren im Haushalt leben. Die Untersuchung liefert Einblicke in die Vorstellungen und das Verhalten heutiger Eltern in Bezug auf Erziehung, Rollenbilder und psychisches Wohlbefinden.

Über die Pronova BKK

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Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von Pronova BKK/ Veröffentlicht am 23.06.2025