328 Absolventinnen und Absolventen, 17 Gründertrainings und 47 gegründete Start-ups – diese Bilanz verdeutlicht den Erfolg eines von der Stiftung Menschen für Menschen (MFM) ins Leben gerufenen Innovations- und Gründerzentrums in Äthiopien.
Das Zentrum entstand im Rahmen des Projekts „Business Incubation Center Ethiopia“ (BIC Ethiopia) am Agro-Technical & Technology College (ATTC) in Harar. Das von der EU kofinanzierte und unter der Leitung der sequa gGmbH umgesetzte Projekt verfolgt das Ziel, arbeitslosen Hochschul- und Berufsschulabgängern durch praxisnahe Trainings und gezielte Förderung den Weg in die Selbstständigkeit zu ermöglichen. In einem Land, in dem rund 42 Prozent der Hochschulabsolventinnen und -absolventen keine Anstellung oder Selbstständigkeit finden, leistet das Programm damit einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung.
Von April 2023 bis Juni 2025 konnten am ATTC in Harar sowie an zwei weiteren ländlichen Ausbildungszentren beachtliche Erfolge erzielt werden. Neben den mehr als 300 Absolventinnen und Absolventen der Gründertrainings erhielten 50 Gründerinnen und Gründer aus 25 bestehenden Klein- und Kleinstunternehmen Unterstützung durch spezielle Wachstumsprogramme. Ein besonderer Schwerpunkt lag dabei auf der Förderung von Frauen: 79 Teilnehmerinnen entwickelten neue Geschäftsideen, während 16 Unternehmerinnen ihre bestehenden Betriebe ausbauen konnten. Auch gezielte Anschubfinanzierungen halfen dabei, innovative Projekte umzusetzen.
Vom kleinen Betrieb zum beliebten Treffpunkt
Ein Beispiel für diesen Erfolg ist Enat Bakery & Fast Food, gegründet im Jahr 2019. Das Unternehmen bietet Brot, Gebäck sowie eine stetig wachsende Auswahl äthiopischer und internationaler Speisen. Dank eines geförderten Kredits in Höhe von 25.000 Euro konnte die Bäckerei expandieren und 14 neue Arbeitsplätze schaffen. Heute beschäftigt das Unternehmen 36 Mitarbeitende und hat sich zu einem beliebten Food Court entwickelt. Gründer Dawit Genanaw kombiniert technisches Wissen mit unternehmerischer Weitsicht und setzt auf moderne Produktionsmethoden, effiziente Abläufe und eine enge Zusammenarbeit mit lokalen Produzentinnen und Produzenten.
Praxisorientierte Förderung als Erfolgsmodell
Dr. Sebastian Brandis, Vorstandssprecher der Stiftung Menschen für Menschen, sieht in BIC Ethiopia ein gelungenes Beispiel für die Verbindung von Berufsbildung, Unternehmertum und nachhaltiger Beschäftigungsförderung. Er betont, dass die bisherigen Erfolge am ATTC und an den Ausbildungszentren verdeutlichten, wie praxisnahe Gründerförderung Innovation und Beschäftigung in ländlichen Regionen Äthiopiens voranbringen könne.
Die Notwendigkeit solcher Programme ergibt sich auch aus der Bevölkerungsstruktur des Landes: Rund ein Fünftel der Bevölkerung ist zwischen 15 und 24 Jahre alt, und viele junge Menschen finden selbst nach Schul- oder Hochschulabschluss keine Arbeit. Da die landwirtschaftlichen Flächen begrenzt sind und Eltern ihren Kindern häufig kein Land überlassen können, unterstützt Menschen für Menschen seit 2017 gezielt die Gründung von Kleinstunternehmen. Die Teilnehmenden erhalten Schulungen in Buchführung und Geschäftsplanung, fachliche Trainings sowie Startkapital oder Materialien – beispielsweise für die Gemüseproduktion, handwerkliche Tätigkeiten oder kleine Gastronomiebetriebe.
Spenden ermöglichen neue Chancen
Dr. Brandis unterstreicht, dass das Ziel der Stiftung darin bestehe, Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre Zukunft selbst zu gestalten und ihre Träume zu verwirklichen. Daran knüpft auch die neue Kampagne an, die Mitte Oktober startet. Unter dem Motto „Zusammenstehen, damit Träume wahr werden“ soll verdeutlicht werden, dass gemeinsames Handeln neue Perspektiven und Arbeitsplätze in Äthiopien schaffen kann.
Die Kampagne läuft vom 15. Oktober bis 30. November und setzt auf vielfältige Kommunikationskanäle: Neben gezielten Anzeigen in bekannten Online-Medien und sozialen Netzwerken arbeitet die Stiftung mit der Veranstaltungsreihe „Klassik im Kino“ zusammen, um ein breites Publikum zu erreichen. Ziel ist es, Spenden zu sammeln, die jungen Frauen und Männern in Äthiopien den Weg in die Selbstständigkeit ebnen – durch Schulungen, Startkapital und unternehmerische Unterstützung.
Über Menschen für Menschen
Seit über vier Jahrzehnten engagiert sich die Stiftung Menschen für Menschen gemeinsam mit der Bevölkerung Äthiopiens für gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung. In derzeit 13 ländlichen Projektregionen setzen rund 530 festangestellte äthiopische Mitarbeitende ganzheitliche Programme in den Bereichen Landwirtschaft, Wasser, Bildung, Gesundheit und Einkommen um. Gegründet wurde die Stiftung 1981 von Schauspieler Karlheinz Böhm, der den Grundstein in der Fernsehsendung „Wetten, dass..?“ legte. Seit 1993 trägt Menschen für Menschen durchgehend das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI).
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von Stiftung Menschen für Menschen/Veröffentlicht am 24.09.2025