Elektroschrott birgt erhebliche Risiken für Mensch und Umwelt, da er oft gefährliche Substanzen wie die Schwermetalle Quecksilber und Cadmium enthält. Gleichzeitig stellt er jedoch eine bedeutende Quelle für wertvolle Materialien wie Kupfer und Gold dar. Daher ist die sachgerechte Entsorgung und das Recycling von Elektroabfällen besonders wichtig, insbesondere für Entwicklungs- und Schwellenländer. Diese können dadurch sowohl ihre Bevölkerung schützen als auch ihre wirtschaftliche Situation verbessern.
Mit Unterstützung der Empa hat Südafrika nun einen bedeutenden Fortschritt in diesem Bereich erzielt. Im Juni 2024 veröffentlichte das südafrikanische Departement für Forstwirtschaft, Fischerei und Umwelt zum ersten Mal eine umfassende Strategie für das Management von Elektroschrott. Eine wesentliche Grundlage für diese Strategie bildete das Programm „Sustainable Recycling Industries“ (SRI), das vom Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) finanziert wird.
**Nachhaltige Transformation**
Im Rahmen des SRI-Programms kooperieren die Empa und das „World Resources Forum“ (WRF) mit Teams aus mehreren Entwicklungs- und Schwellenländern, darunter auch Südafrika, um das Recycling von Elektroschrott in diesen Regionen zu optimieren. Dabei ist es wichtig, sowohl die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu etablieren als auch technisches Know-how zu vermitteln. Der Programmleiter beim SECO, Philipp Ischer, betont, dass die Partnerländer von der Zusammenarbeit mit der Empa und dem WRF profitieren, da sie auf ausgewiesenes Expertenwissen zurückgreifen können. Dies habe positive Auswirkungen auf die Entwicklung nationaler gesetzlicher Grundlagen sowie auf die Formulierung relevanter Normen und Standards.
Eine der Maßnahmen im Rahmen des SRI-Programms umfasst die Ausbildung von Auditoren, die die Qualität der Prozesse in Recyclingbetrieben zur Handhabung von Elektroschrott überprüfen. Manuele Capelli, Forscher im Empa-Labor „Technologie und Gesellschaft“, das das Programm gemeinsam mit dem WRF leitet, hebt hervor, dass Mitglieder der Forschungsgruppe „Critical Materials and Resource Efficiency“ (CARE), die über langjährige Erfahrung in der Entwicklungszusammenarbeit verfügen, bis 2023 auch Audits für die Schweizer Elektroschrott-Recyclingindustrie durchgeführt haben.
Allerdings lässt sich die Expertise der wohlhabenden Schweiz nicht direkt auf ein großes Schwellenland wie Südafrika übertragen. Capelli stellt fest, dass ein Ziel des SRI-Programms darin besteht, nachhaltige Veränderungen zu fördern, sodass die Aktivitäten auch nach Abschluss des Programms fortgeführt werden können. Daher liegt ein besonderer Fokus auf der Zusammenarbeit mit den lokalen Teams. Diese stehen in Kontakt mit den zuständigen Behörden und der Industrie in Südafrika und sind sich der spezifischen Herausforderungen im Bereich des Recyclings von Elektronikabfällen bewusst.
**Schaffung von Rahmenbedingungen**
In Südafrika stellt das Recycling von Batterien eine besondere Herausforderung dar. Aufgrund eines instabilen Stromnetzes sind stundenlange Stromausfälle seit Jahren häufig. Capelli erklärt, dass Südafrika als größter Stromproduzent in der Region nur eingeschränkte Möglichkeiten hat, Strom zu importieren. Aus diesem Grund nutzen viele wohlhabende Haushalte eigene Solaranlagen mit Batteriespeichern, was zu großen Mengen an ausgedienten Batterien führt. Diese können, wenn sie unsachgemäß gelagert werden, gefährlich sein, da sie Brände verursachen können. Dank ihrer Erfahrung im Recycling und in der Wiederverwendung von Batterien konnten die Forscher der Empa wertvolles Wissen an ihre Partner vor Ort weitergeben.
Abgesehen davon sieht sich Südafrika mit ähnlichen Herausforderungen im Elektroschrott-Recycling konfrontiert wie andere Schwellenländer. Die Menge an Elektroabfällen steigt, während die Entsorgung und das Recycling oft unzureichend sind. Mit dem neuen Strategiepapier verfügt das Land nun über umfassende und einheitliche Richtlinien, um diese Herausforderungen besser bewältigen zu können. Capelli beschreibt dies als einen bedeutenden Fortschritt und zeigt sich erfreut, dass die Empa Südafrika dabei unterstützen konnte.
**Sustainable Recycling Industries**
Das Programm „Sustainable Recycling Industries“ (SRI) wird vom Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) finanziert und ist eine Initiative der Empa sowie des „World Resources Forum“ (WRF), einer internationalen Non-Profit-Organisation. Ziel des Programms ist es, in ausgewählten Entwicklungs- und Schwellenländern geeignete Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Recyclingindustrie für Elektroschrott und verwandte Abfallströme zu schaffen. Zu den beteiligten Ländern gehören Kolumbien, Ägypten, Ghana, Peru und Südafrika. SRI befindet sich derzeit in der zweiten Phase, die bis 2025 andauert. Kolumbien und Peru konnten das Programm bereits erfolgreich abschließen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von idw – Informationsdienst Wissenschaft/ Veröffentlicht am 08.10.2024