Die Bambusbahn von Kambodscha
Samstag, 24. August 2013
19.30 – 20.15 Arte
360° – Geo Reportage, Frankreich/Deutschland 2008, Regie: Carmen Butta
Ohne sie gäbe es keinen Handel und keine Familienfeste, keine Einkäufe auf dem Markt und keine Arztbesuche: „Norry“, die Bambusbahn, ist für eine ganze Region im Norden Kambodschas die Lebensader. Denn im verminten Land gibt es nur wenige Straßen. Die improvisierte Bahn, die aus Draisinen mit Bambusfläche besteht, ist weder verboten noch genehmigt. Aber sie wird dringend benötigt.
Jede Draisine ist eine Miniaturbühne des Alltags: Auf der dreieinhalb mal zwei Meter großen Bambusfläche drängen sich Bauern, Schulkinder, Mönche und stillende Mütter im Schneidersitz, gackernde Hühner, Trockenfisch, Kühe, Mangos, Säcke mit Reis. Mit bis zu 50 Stundenkilometern rattert im Norden Kambodschas „Norry“, wie die aus Bambusflächen bestehende Draisinenbahn heißt, über geflickte Gleise und knarrende Holzbrücken, vorbei an Pfahlbauten, Tempeln, Tamarindenbäumen und Reisfeldern. „Diese Trasse ist wie unser Land“, meint Draisinenführer Ly Tith, „geschunden, fast vergessen, aber unzerstörbar.“
Die Bambusbahn steht für den Überlebenswillen und die Improvisationskunst der Kambodschaner. Anstatt auf Hilfe vom Staat zu warten, haben ein paar Dutzend Bauern vor 25 Jahren auf der verrosteten Kolonialtrasse ihren eigenen Zug gebaut – mit Bambus, Motoren aus gebrauchten Generatoren und Metallrädern aus Schrott-Panzern – einen Zug, der für wenig Geld jederzeit fährt und überall hält.
Mittlerweile hat diese improvisierte Bahn ein System. Zwei Dutzend Draisinenführer haben Schichtpläne entworfen, Strecken aufgeteilt und Preise sowie Vorfahrtsregeln festgesetzt. Wie lange „Norry“ noch durch die Reisfelder fahren wird, weiß niemand. Die staatliche Zuggesellschaft will die Bambusbahn gegen eine Entschädigung für die Draisinenführer, bald aus dem Verkehr ziehen. Aber Ly Tith und seine Passagiere glauben noch nicht, dass ihre kleine Bambusbahn eines Tages tatsächlich verschwinden wird.
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Eine Antwort
[…] den Zähnen knirschte. Schliesslich wechselten wir noch samt den Motos auf einen sogenannten Bambootrain, einer Bambusplattform auf zwei alten Panzerachsen und mit einem alten Benzinmotor. Er schüttelte […]